3D-Artistin Julia sitzt vor ihrem Rechner. Mit nur wenigen Klicks hat sie ihre Designidee für die neue Kollektion als 3D-Modell in gestochen scharfer Auflösung vor sich. Dabei kann sie Silhouetten und Proportionen nach Belieben modellieren und aus verschiedenen Farben, Schnitten und Materialien wählen. Die Arbeit geht ihr schnell und intuitiv von der Hand. Bei der Visualisierung ist alles möglich – angefangen bei der Textur des Stoffes über den dem Faltenwurf und die Beschaffenheit der verschiedenen Materialien bis hin zu den Lichtverhältnissen –, die Kombinationsmöglichkeiten sind unbegrenzt.
Das ist keine Zukunftsmusik, sondern schon längst Realität. Bereits heute entwickeln wir einen Großteil unserer BOSS und HUGO Kollektionen ausschließlich digital. Die Tage der Entwicklung physischer Prototypen und Musterteile inklusive Versand und Transport von A nach B sind längst gezählt. Die innovativen, digitalen Arbeitsmethoden stehen nun ganz im Zeichen von Schnelligkeit und Flexibilität, Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit.
Jedes Produkt unserer BOSS Pre-Fall 2021 Men’s Casualwear Kollektion wurde von den ersten Skizzen bis zur Fertigstellung digital entwickelt. Zum ersten Mal wurden nicht nur die einzelnen Styles, also die Bekleidung, sondern auch Schuhe und Accessoires virtuell kreiert. Selbst Materialien wie Denim und Leder, deren Eigenschaften sich in der Regel nur schwer digital darstellen lassen, konnten absolut realistisch abgebildet werden: ein bedeutender Schritt für die digitale Transformation unserer Prozesse und ein wichtiger Meilenstein im Hinblick auf unser Ziel, bis zum Jahr 2022 insgesamt 80 Prozent unserer Kollektionen vollständig digital zu entwickeln.
Bereits seit 2013 befassen wir uns im Metzinger Headquarter mit der 3D-Technologie. Im Jahr 2017 wurde das Projekt „Mission 3D“ ins Leben gerufen, mit dessen Hilfe die Umstellung auf digitale Entwicklungsprozesse erfolgte. Mit jeder Saison wurden wir besser, routinierter und schlanker in unseren Workflows. Mittlerweile arbeiten unsere Design- und Produktentwicklungsteams überwiegend digital.
Und inzwischen hört die digitale Entwicklung nicht beim Produkt auf. So wurde die digital entwickelte Casualwear-Kollektion von Avataren statt Models präsentiert und in Form eines digitalen Lookbooks über den digitalen Showroom an unsere weltweiten Handelspartner vertrieben.
Der gesamte Prozess – von der Skizze bis zur Order – nimmt nur etwa sechs bis acht Wochen in Anspruch. Zuvor waren es ganze sechs Monate. Die digitale Produktentwicklung macht es möglich, schneller auf aktuelle Trends sowie die Anforderungen unserer Kunden zu reagieren.
Auch beim Thema Nachhaltigkeit punktet der digitale Entwicklungsansatz, fallen dadurch auch weniger Abfall sowie geringere CO2-Emissionen an. Der zeitaufwendige und umweltbelastende Transport von hunderten physischen Musterteilen gehört damit der Vergangenheit an.
Indem wir das große Potenzial der Digitalisierung ausschöpfen, konnten wir in nur wenigen Jahren viele unserer Prozesse von Grund auf erneuern. Noch ist viel zu tun. Aber wir befinden uns auf einer spannenden Reise, die wir auch im nächsten Jahr und darüber hinaus voller Tatendrang fortsetzen werden.